Oldenburger Liberale fordern Aussetzen der Luca-App
In der Luca-App zur Kontakt-Nachverfolgung wurden nun zum wiederholten Male eklatante Mängel in Punkto Sicherheit festgestellt. Experten vom Chaos Computer Club (CCC) empfehlen eine sofortige Aussetzung der App. Die Oldenburger Liberalen fordern die Stadt auf, dieser Empfehlung umgehend zu folgen. „Es kann nicht sein, dass eine Kommune die Verwendung einer Anwendung forciert, die dermaßen große Sicherheitslücken aufweist“, meint Dr. Christian Schönberg, Digitalisierungsexperte und Vorstandsmitglied der FDP Oldenburg-Stadt. Internationale Sicherheitsforscher hatten die Anwendung bereits mehrfach scharf kritisiert.
Die immer neuen Probleme zeigen die geringe Professionalität der Entwickler, deren Ziel anscheinend nicht die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen App ist, sondern einzig deren Monetarisierung. Wahrscheinlich aus diesem Grund ermöglichen sie bis heute keine unabhängige Überprüfung auf Sicherheitslücken. So werden solche Lücken eher zufällig gefunden. „Die Anwender können dann nur hoffen, dass der Finder ein Sicherheitsforscher und kein Krimineller ist“, so Dr. Schönberg. Gleichzeitig häufen sich die Beispiele für den geringen tatsächlichen Nutzen der App.
Auch die Vergabepraxis spiegelt dieses Bild wider: Sie wurde ohne Ausschreibung und ohne Bewertung von Alternativen (von denen es eine Menge gibt) von den Bundesländern lizensiert. Aktuell wurden knapp 20 Millionen Euro für eine einjährige Lizenz ausgegeben, 3 Millionen davon in Niedersachsen. Dass die Corona-App, die den höchsten Sicherheitsstandards genügt und ständig überprüft wird, in Kürze eine ähnliche Funktionalität erhalten soll wirft weitere Fragen auf. Dr. Christiane Ratjen-Damerau, Kreisvorsitzende der Oldenburger FDP, hakt nach: „Kann es wirklich sein, dass eine unsichere und teure App bevorzugt wird, nur weil sie vielleicht von einem prominenten Investor wie Smudo beworben wird?“
Die freie Wirtschaft kann vieles besser als der Staat, das haben wir gerade in der Pandemie immer wieder gesehen. Aber das funktioniert nur, wenn für alle die gleichen Spielregeln und Standards gelten, sowohl bei der Vergabe als auch bei den Sicherheitsanforderungen. Wenn Bundesländer und deren Regierungschefs aus Gutdünken und Bauchgefühl Entscheidungen treffen, die sich über diese Regeln hinwegsetzen, dann zahlt am Ende der Bürger drauf. Daher muss die Stadt Oldenburg nun dringend gegensteuern und nicht nur die Verwendung der App sofort stoppen, sondern auch auf Landesebene sehr kritische Fragen stellen.
„Je intensiver man sich mit dieser App befasst, desto deutlicher wird das Ausmaß des Fiaskos“, meint der Informatikdozent Schönberg. Luca reiht sich damit nahtlos in die Kette des Versagens bei der Pandemiebekämpfung auf Landes- und Bundesebene ein.